19. März 2018 - aktualisiert am 18. Januar 2024
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Nachhaltigkeit
Challenge
Genau vor einem Monat habe ich ja beschlossen, mich an einer No Spend Challenge zu versuchen.
In diesem Zeitraum möchte ich für Hobbys, Kleidung und Co. kein Geld ausgeben bzw. nur extrem wohl überlegt und längerfristig geplant.
Zeit für ein Fazit!
Das findest du hier:
Wie ist es gelaufen?
Während der Challenge habe ich mir alle paar Tage notiert, ob ich etwas gekauft habe und was ich zu „brauchen“ vermeinte. Ich fasse das hier jetzt mal wochenweise zusammen:
Woche 1
Es fiel mir leichter als gedacht, nichts zu kaufen. Stattdessen habe ich mich tatsächlich mit Entrümpeln beschäftigt und unter anderem Bücher und Bastelsachen aussortiert, die ich ohnehin nicht mehr lese bzw. nicht benutze und deswegen verkaufen oder verschenken werde.
Während des Aussortierens ist leider ein Bücherregal halb zusammengebrochen, sodass ich Winkelstücke und Schrauben zum Reparieren besorgen musste. Das zählt aber irgendwie nicht, finde ich. Erstens war das notwendig (wir wollen ja nicht neben einem kaputten Regal hausen) und zweitens repariert es ja etwas.
Die fehlenden Bilder hier an unseren Wänden, insbesondere im Treppenaufgang, sind eine neverending story. Diese Woche sprach der Beste das Thema nochmal an. Ich muss das echt mal angehen, schiebe das aber etwas vor mir her. Vorerst ist die Challenge eine gute Ausrede. 😉
Bei der Inventur meines Saatguts fiel mir auf, dass ich Ringelblumensamen brauche. Die wanderten auf meine Einkaufsliste für das Pflanzencenter.
Ein bisschen stolz war ich tatsächlich, als die erste Woche rum war.
Woche 2
Soweit lief es ganz gut. Beim Kartenbasteln fiel mir auf, dass dieKlingen an meinem Schneidbrett hinüber sind; sie reißen das Papier mittlerweile leider mehr, als dass sie es schneiden. Die Crux ist halt, dass ich die Klingen online bestellen muss und dann wandert garantiert noch mehr in den Warenkorb. Also kaufe ich lieber gar nix. Erfahrungsgemäß werde ich im Sommer eh nicht so viel basteln und zur Not schneide ich die Karten halt mit der Schere.
Beim Möbelschweden haben wir eine Stehlampe bestellt, die monatelang nicht lieferbar war und aufgrund ihrer Bauweise die einzige ist, die bei uns im Wohnzimmer in die Ecke hinter dem Sofa passt. Dort wollten wir schon lange eine Lampe haben, um gemütlich lesen zu können, ohne gleich die ganze Deckenbeleuchtung einzuschalten. Fällt für mich also nicht in die Kategorie spontaner, überflüssiger Ausgaben.
Woche 3
Gleich zweimal hintereinander habe ich in dieser Wocheungeplant Geld ausgegeben. 😐
Beim Einkaufen in der Mühle, wo wir unser Mehl kaufen, hingen Demeter-Samentütchen. Eek. Basilikum, Kürbis und Kamille durften mitkommen. Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte ich der Challenge wegen, allerdings stehen diese Sorten eh seit Wochen auf meinem Einkaufszettel und ich hätte sie früher oder später ohnehin gekauft.
Unter der Woche stand ein gemeinsames Mittagessen beim Koreaner mit Kollegen an – für ein größeres Projekt war jemand aus den USA im Office und da will man ja auch mal außerhalb von Meetings zusammensitzen.
Am Wochenende war ich – geplant – beim Pflanzencenter. Dort habe ich aber nur das gekauft, was ich mir auf den Einkaufszettel geschrieben hatte – ein paar Frühlingsblüher für vor’s Haus (wobei ich sogar unter dem mir selber verordneten Budget geblieben bin), Nachsaatrasen sowie ein Geschenk für einen Geburtstag.
Meine Motivation und Einstellung bezüglich der Challenge kippten in dieser Woche irgendwie… dazu unten mehr.
Woche 4
Die vierte und somit letzte Woche lief nicht sonderlich gut.
Ich war nochmal beim Gartencenter, eigentlich wieder mit einer Einkaufsliste. Rindenmulch für den Weg im Gemüsegarten (der ansonsten leider unglaublich glitschig ist und als reiner Trampelpfad nicht taugt), Urgesteinsmehl für den Kompost, reifen Kompost – solche Dinge eben, die vorher nicht ins Auto gepasst hatten.
Uneigentlichwanderte dann aber noch eine heruntergesetzte Hortensie in den Einkaufswagen. Das habe ich im Nachhineinbereut, weil es eine spontane und eigentlich auch überflüssige Ausgabe war. Und wo wir dann schon mal dabei waren: im Aldi standen Erdbeerpflänzchen herum und da ich mir nicht sicher bin, ob meine Erdbeeren das leider nötige Umsetzen überstehen, hab ich die noch dazu gepackt, mitsamt Gladiolen- und Dahlien-Zwiebeln.
Das ist wirklich dämlich – ich kann nicht an Pflanzen vorbeigehen, ohne ihnen ein „Zuhause“ geben zu wollen. Ganz schlimm beim „Reduziert“-Regal mit armen, ramponierten Pflanzen, die aufgepäppelt werden wollen… da hab ich echt so ein Hundewelpen-Syndrom. o_o
Letztlich war das jetzt finanziell gesehen keine große Sache – zusammen irgendwas um die 10 €. Ich werde mich auch darüber freuen, wenn die Blumen dann mal im Garten stehen, es ist also nichts aus der Kategorie „Gekauft und dann im Schrank vergessen“. Aber das ändert nichts daran, dass ich die Challenge da vermasselt habe.
Am Freitag war ich sowieso kurz davor, die Challenge hinzuschmeißen und mir etwas zum Mittagessen zu kaufen. Letztlich bin ich dann aber standhaft geblieben.
Wie ich geplant, habe ich mir in dieser Woche außerdem Schuhe und eine Bluse fürdiese dreitägige Schulung im Grandhotel bestellt… das hatte ich ja von vornherein bei der Challenge eingeplant und jetzt beim Bestellen genauso wenig Lust darauf gehabt, wie erwartet. Immerhin beim Klamottenkauf schlage ich eindeutig nicht über die Stränge. 😉
Fiel mir der Verzicht leicht oder nicht?
Alles in allem lief die No Spend Challenge besser als gedacht.Ich hatte ja schon geahnt, dass drei Bereiche eine Herausforderung sein würden: Gartenkram, Bastelkram und Mittagessen in der Firma. Zwei davon waren easy, an einem Punkt hatte ich wirklich zu knabbern.
Auf Basteldinge konnte ich sehr leicht verzichten. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich aktuell nicht sonderlich viel Zeit am Werkeltisch verbringe – aber ich habe auch einfach das Gefühl, mehr als genug angesammelt zu haben.
Gut lief es auch, in der Firma nichts zum Mittagessen zu kaufen. Teils habe ich mir stattdessen etwas von daheim mitgenommen (Porridge oder ein Brötchen), teils habe ich mir in der Firmenküche einen Apfel oder eine Banane geholt. Oder mich gefreut, dass jemand Geburtstag hatte und Kuchen mitgebracht hat. 😀
Bleibt der Garten. Da habe ich tatsächlich mehrfach Geld ausgegeben… teils geplant, teils aber eben leider auch spontan. Im Nachhinein ärgert mich das, weil ich es mir ja anders vorgenommen hatte – mal ganz davon abgesehen, dass der Beste regelmäßig seufzt, wenn hier neue Pflanzen auftauchen.
Mittelfristig hoffe ich, durch das Sammeln von Samen, unsere Komposthaufen usw. in den nächsten Jahren immer weniger dazu kaufen zu müssen. Letztes Jahr hatten wir den Garten ja gerade erst angelegt und brauchten wirklich viel – auch wenn ich mit Bekannten Pflanzen und Saatgut getauscht bzw. geteilt habe, kam da immer noch eine ganze Menge zusammen.
Dieses Jahr ist es schon definitiv weniger.Nichtsdestotrotz „fehlen“ mir manche Pflanzen noch, die ich gerne im Garten hätte. Und da es gewisse Zeitfenster für das Säen und Pflanzen gibt, heißt das: wenn ich bestimmtes Saatgut nicht jetzt besorge und aussäe, kann ich das für das ganze Jahr vergessen.
Habe ich durch die No Spend Challenge Geld gespart?
Definitiv. Im Schnitt bin ich sonst drei- bis viermal pro Woche mit den Kollegen losgezogen und habe dabei jedes Mal zwischen 3 und 5 Euro ausgegeben. Durch die Challenge habe ich also allein durch das Thema Mittagessen rund 60€ gespart.
Bei Basteldingen kann ich das nicht beurteilen, da ich vermutlich auch ohne die Challenge nichts gekauft hätte. Im Pflanzencenter hätte ich womöglich mehr Geld ausgegeben als so.
Von Motivation, Regeln und Verboten
In den ersten beiden Wochen war ich wirklich sehr motiviert und auch neugierig auf die Erfahrung, so eine Challenge durchzuziehen. Ungefähr ab der dritten Woche kam aber ein unschönes unterschwelliges Gefühl auf, was ich erstmal gar nicht recht greifen konnte. Mittlerweile ist mir klar geworden, was es ist.
Früher habe ich mir selber über viele Jahre hinweg ziemlich strenge Regeln aufgestellt, was Essen und Sport anbelangt. Ich möchte da jetzt gar nichts ins Detail gehen, aber: diese No Spend Challenge fühlte sich nach etwa zwei Wochen genauso an. Egal ob Kalorien oder Cash, ich hatte mir bestimmte Regeln vorgenommen, ohne es wirklich zu müssen. Und die wurden irgendwie zum Selbstzweck; ein Überschreiten dieser selbstauferlegten Verbote fühlte sich an wie Versagen.
Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, warum ich die Hortensie, die Erdbeeren und so weiter trotz der Challenge gekauft habe. Eigentlich halte ich mich für einen ziemlich disziplinierten Menschen. Letztlich ist mir klargeworden, dass ich auf diese Gartendinge eigentlich überhaupt nicht verzichten will;Challenge hin, Challenge her. Weil ich mich so unglaublich darauf freue, hier einen bunten, lebendigen Garten entstehen zu lassen, für den ich wilde Pläne schmiede-
Wie geht es weiter?
Grundsätzlich möchte ich weiter daran arbeiten, keinen überflüssigen Krempelanzuhäufen. Das betrifft also gleichermaßen unüberlegte Spontankäufe wie auch das Ausmisten und Aufbrauchen bestehender Dinge. Ich möchte lernen, genügsamer zu werden. Ich möchte stärker das wertschätzen, was da ist – und nicht dem hinterherrennen, was ich nicht habe.
Das Thema Nachhaltigkeitmöchte ich generell stärker in den Fokus dieses Blogs rücken, dazu habe ich hier auch schon das ein oder andere geplant.
Bastelkram und Co. werde ich also weiterhin nicht kaufen und auch das Mittagessen bringe ich mir lieber von daheim mit. In Sachen Garten werde ich versuchen, auf Spontankäufe zu verzichten und nur dann Pflanzen anzuschaffen, wenn ich mir das ein oder zwei Wochen lang überlegt habe und sie dann immer noch unbedingt haben mag.
Was ich aber nicht mehr machen werde: Challenges mit mir selber, bei denen es um Verbote geht. Verbote schränken ein und richten den Fokus auf was, was man sich vorenthält.
Ich will mir nichts verbieten. Ich will freiwillig verzichten. Das ist ein haarfeiner und gleichzeitig himmelweiter Unterschied.
[einab]